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Das holotrope Paradigma

by | Jul 17, 2024 | Craniosacral & Holotropes Atmen, Fachartikel | 0 comments

In diesem Artikel soll es um das holotrope Paradigma und dessen grundlegenden Prinzipien gehen. Dieser Ansatz ist eine Technik der ganzheitlichen oder holistischen Heilverfahren, in denen es grundsätzlich darum geht, die Wechselwirkungen von Geist und Körper zu verstehen. Dieser Beitrag ist der 2. Teil aus einer Artikelserie, welche zum Ziel hat, zu erklären, was erweiterte Bewusstseinszustände sind, wie wir sie natürlich induzieren und schlussendlich therapeutisch nutzen können. Dieser Ansatz dient uns, Trauma zu neutralisieren und psychische sowie physische Blockaden zu überwinden.

Dazu werde ich in den Folgebeiträgen explizit auf Techniken wie CranioSacral-Therapie und das gesamte Modell von Stanislav Grof eingehen, angefangen bei seinen perinatalen Matrizen. Doch zunächst geht es hier um die Prinzipien des holotropen Paradigmas.

Prinzipien des holotropen Paradigmas

Was ist das holotrope Paradigma?

Fangen wir bei der Begriffsklärung an. Wie in meinem vorhergegangenen Artikel bereits erwähnt, heisst holotrop wörtlich „auf die Ganzheit abzielend“ oder sich auf diese hin bewegend. Man könnte zu dieser Therapieform auch von holistisch oder ganzheitlich sprechen. Den Begriff «holotrop» hat Stanislav Grof geprägt.

Leben ist Bewegung und ohne Bewegung findet Leben nicht statt.


M. Feldenkrais

Das Holotropen Paradigma beruht auf der grundlegenden philosophischen Annahme, dass der Durchschnittsmensch in unserer Kultur sein wahres Potenzial und seine wahren Fähigkeiten bei weitem nicht nutzt. Den Grund dafür sieht Grof darin, dass die tiefsten Wurzeln des Traumas oft in Geburtserfahrungen oder einer ungelösten persönlichen oder kollektiven Geschichte liegen. Dieser angenommener Zustand seines Wesens führt dazu, dass sich der einzelne nur mit seinem physischen Körper und seinem Ich identifiziert. Diese Fehlidentifikation für zu einer nicht authentischen, ungesunden und nicht erfüllenden Lebensweise und zur Entwicklung emotionaler und psychosomatischer Störungen und Leiden.

Die Entwicklung quälender Symptome, die keine organische Grundlage haben – psychosomatischer Natur, wird unvermeidbar. Diese Symptome sind eine Form der Kommunikation der Seele, um das Bewusstsein auf einen verdrängten Aspekt aufmerksam zu machen. Man spricht in diesem Kontext auch von Symptomsprache. Doch zurück zur Krise, die dadurch initiiert wird. Ein solcher Zusammenbruch kann in einem bestimmten Lebensbereich eintreten – Beziehungen und im Intimleben, in der Gesundheit, im Beruf oder in den Dingen, die man ehrgeizig anstrebt – und gleichzeitig das Leben eines Menschen beeinträchtigen.

Krise als Chance

Ausmass und Tiefe dieser Krise laufen mehr oder weniger mit der Entwicklung neurotischer und psychotischer Erscheinungen parallel. Die resultierende Situation ist zwar ein Tiefpunkt oder gar ein akuter Notfall, doch bietet sie auch eine grosse Chance.

Das Hauptziel der Techniken, die im Rahmen von Selbsterfahrungstherapien angewendet werden, besteht in der Aktivierung und Erforschung des Unbewussten (Nichtbewusstsein nach J. Upledger — Entwickler der CranioSacral-Therapie). Im Weiteren im Freisetzen der Energie, die in emotionalen und psychosomatischen Symptomen gebunden ist (Energiezyste in CST) und in der Umwandlung des stationären Gleichgewichts dieser Energie in einen Strom von Erfahrungen.

Beim holotropen Paradigma geht es um die Förderung der Aktivierung des Unbewussten in einem so starken Masse, dass sich ein aussergewöhnlicher Bewusstseinszustand einstellt. Dort kann sich die tief versteckte Wunde, oder Trauma zeigen, um anschliessend geheilt zu werden.

Der innere Heiler

Verbindung aus Craniosacral und Holotropen Atmen

Meine Faszination für holistische Therapieformen, wie die CranioSacral-Therapie und das Holotrope Atmen, wurde noch grösser, als ich lernte, dass beide Ansätze die gleiche Instanz, die bei der Heilung eine wichtige Rolle spielt, erkannt haben. Bei der CST gibt es den „Inneren Heiler“ aus dem Englischem „The inner physician“.

So berichten die Erfahrenden des holotropen Atmens immer wieder, dass jener Aspekt der Heilung, den sie auf ihrer „holotropen Reise“ erlebt haben, nicht durch eine externe Person, Gruppe oder Technik hervorgerufen wurde, sondern durch das Mysterium im Kern ihres tiefsten Inneren sitzt.

Sie erzählen, dass, was auch immer dieses Geheimnis letztendlich ist, die Erfahrung das wahre Herz der holotropen Praxis ist. Diese tiefe Kraft im Innern bezeichnen sie oft mit einem bescheidenen Namen: den inneren Heiler aus dem Englischem „The inner healer“.

Den inneren Heiler verstehen

Die Bezeichnung im holotropen Paradigma kann variieren, da für manche Menschen die Begriffe Arzt oder Heiler negativ besetzt sind, also werden Bezeichnungen wie z. B. die „innere Weisheit“, „heilende Weisheit“, „heilende Kraft“, „Quelle“, „Höheres Bewusstsein/Selbst“, „Seele“ oder Ähnliches verwendet. Welche Gestalt, Stimme oder Energie dieser „innerer Heiler“ dann letztendlich einnimmt, ist ganz individuell. Es geht jedoch immer grundsätzlich darum, das Ego selbst und das Unterbewusstsein miteinander zu verbinden und zu harmonisieren.

Die Anwendungstheorie dieses Konzeptes scheint für mich offenkundig zu sein. Was auch immer der Klient erlebt, sieht und fühlt, es ist der innere Heiler, der diesen ganzen Prozess überhaupt geschehen lässt. Somit kann Heilsames geschehen. Der Therapeut schafft einen Rahmen dafür, ist ein Wegbegleiter und wirkt unterstützend bei der Vermittlung mit.

Die Rolle des Begleiters

Beim Holotropen Atmen heisst der Begleiter „Facilitator“. Es ist interessant anzumerken, dass das Wort „facilitator“ aus dem Englischem übersetzt auch Vermittler heisst, was ja auch während des Dialogs mit „dem inneren Arzt“ und verschiedenen anderen Anteilen im Körper während der CST geschieht. Aus dem lateinischem heisst „facilitare“ – erleichtern.

Der Therapeut setzt sich in Verbindung mit „dem inneren Arzt“ und den verschiedenen Anteilen, Körperteilen, Geistführern, Archetypen oder sogar Entitäten, um mit ihnen im Dialog zu treten, oder Verhandlungen zu führen. Die Intention dabei ist, den Klienten auf seinem individuellen Weg zur Heilung zu begleiten, und ihm diesen Weg möglichst zu erleichtern.

Zusammenfassung

Nachhaltige Heilung kommt immer von innen

Wir können zwar ein gebrochenes Bein richten oder kompensatorisch, sogar unterdrückend in ein pathologisches Geschehen eingreifen. Wahre Heilung aus der Sicht des holotropen Paradigmas kommt aber immer von innen heraus. Diesen Prozess kann ein Therapeut unterstützen durch Vermittlung und das Setzen von Heilungsimpulsen. Es obliegt jedoch der Offenheit und dem freien Willen des Klienten, sich diesem Dialog zu öffnen. Dazu gibt es verschiedene Techniken, wie die CranioSacral-Therapie und das Holotrope Atmen, die ich im Rahmen der Artikelserie vorstellen möchte. Eine weitere Methode ist die Informationsmedizin, wie die Homöopathie.

Weiterführung

In meinem Folgeartikel möchte ich mich zunächst auf die Dimensionen des Bewusstseins nach Stanislav Grof konzentrieren, damit wir einen Überblick gewinnen können, wo wir mit den erwähnten Techniken die Heilimpulse setzen und wo der Vermittlungsprozess zwischen Körper, Geist und Seele stattfindet bzw. wo wir den inneren Heiler verorten können.

Weiterführende Fragen

Weiter zum Folgeartikel >

Über die Autorin

Hallo, mein Name ist Eva Ursiny, ich bin CranioSacral-Therapeutin, Homöopathin und zertifizierte Facilitatorin für Holotropic Breathwork. Ich lebe und arbeite in Ursy, im Kanton Freiburg. Ich habe mich schon immer für das interessiert, was weitläufig in den Bereich „Transpersonelle Bewusstseinszustände, ganzheitliche Medizin, hermetische Philosophien und Yoga“ fällt. Die Essenz meiner Recherchen veröffentliche ich auf dieser Seite.

Eva Ursiny Craniosacral Ursy
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