Die dritte perinatale Grundmatrix nach Grof wird mit dem „Kampf vor dem Tod und der anschließenden Wiedergeburt“ assoziiert. In meinem letzten Beitrag habe ich bereits eine Einführung in die Geburtmatrizen von Stanislav Grof gegeben. Hier möchte ich nun detailliert darstellen, wie sich die dritte Phase eines Geburtstraumas in einer Regression darstellen kann. Zudem umreisst meine Artikelserie das gesamte Spektrum um die therapeutische Bearbeitung von Traumen durch Verfahren wie die CranioSacral-Therapie und das Holotrope Atmen.
Mit solchen Techniken lassen sich erweiterte Bewusstseinszustände initiieren, die uns erlauben, die unbewussten Ebenen des Geistes zu entdecken. In diesem Prozess erkennen wir unterdrückte, vergessene und versteckte Traumen. Folglich können diese zu nachhaltigen Prägungen und deren psychosomatischen Auswirkungen führen. In der ganzheitlichen Therapieformen oder beim holotropen Paradigma sind diese transpersonalen Dimensionen eine wichtige Ebene. Auf dieser Ebene können die Ursachen von Blockaden und psychopathologischen Muster zu finden sein. Daher ist es sinnvoll, die perinatalen Matrizen im Detail zu kennen. Somit können in der Therapie versteckte Traumen gezielt identifiziert und verarbeitet werden.
Die dritte Matrix der Geburt | Nach Grof
Kampf von Tod und Wiedergeburt
Zufolge hängt die dritte Grundmatrix mit der zweiten klinischen Entbindungsphase zusammen.
In diesem Stadium setzen sich die Gebärmutterkontraktionen fort und der Gebärmutterhals erweitert sich. Dementsprechend beginnt der mühsame Prozess des Vorwärtsstrebens durch den Geburtskanal. Hiernach bedeutet es einen gewaltigen Kampf ums Überleben. So auch einen massiven mechanischen Druck und Sauerstoffmangel, also drohendes Ersticken. Mithin ist es mit extremer Steigerung von Angst, Schmerzen, Druck verbunden. Sogar kann es eine Art von sexueller Energie aufkommen, die durch die Erstickung erzeugt wird. Deswegen können damit auch weitere sexuelle Bilder und Wahrnehmungen verbunden sein.
Phänomene der dritten Matrix
Phänomene der dritten Matrix beginnen meist mit einer Intensivierung des Leidens. Bis hinein in kosmische Dimensionen. Obendrein bei möglichem gleichzeitigen Empfinden von Lust und Schmerz. Dadurch können sich visuell leuchtende Farben, Explosionen und Feuerwerk vor dem inneren Auge manifestieren. Demnach können Visionen von wilden Abenteuern und Erkundung von gefahrvollen Terrains, Tod– und Wiedergeburtserlebnisse auftauchen.
Des Weiteren kann es körperlich zu intensiven Reaktionen wie Druckschmerzen, drohendes Ersticken und Muskelspannungen kommen. Hinzu können sich diese Spannungen tremor- und reflexartig entladen. Häufig ist Übelkeit und Erbrechen in der III. Matrix möglich. Wobei heftige Hitze- und Kälteempfindungen, Schwitzen, Herzbeschwerden weitere Anzeichen sind.
Beispiel für die dritte Matrix
Fallbeispiel aus der Craniosacral-Therapie
Sachgemäss kennt man die Wichtigkeit der Behandlung der grossen Querstrukturen, der Diaphragmen in der CranioSacral–Therapie. Auch wenn ein Fötus durch die Nabelschnur mit Sauerstoff versorgt wird, so kann diese während dieser Phase zusammengedrückt werden. Somit kann es zu den sehr verbreiteten Erstickungsempfindungen beim Fötus kommen.
In der Tat ist in der CranioSacral-Therapie (CST) immer wichtig, die unteren Diaphragmen zuerst zu behandeln. Erst danach wird der obere Thoraxeingang behandelt. Folglich kann eine effektive Behandlung des Thorax erst dann gelingen, wenn wir zuvor auch die Nabelgegend behandeln. Diese befindet sich zwischen den unteren zwei Diaphragmen. Diesbezüglich ist eine Entspannung zumeist nur in dieser Reihenfolge möglich. Dies war auch der Fall bei der Kollegin Ronja (Namen geändert) während einer CST „Mehrhändebehandlung“.
Ronjas Energiezyste
Ursprünglich wussten wir, dass sich ihre EZ (Energiezyste) in der Halsgegend und Nabelgegend befindet. Angangs entwickelt sich die Dynamik der Behandlung langsam. Ronja weiss nicht, wo sie ist, sie scheint kognitiv nicht viel zu verstehen, das körperliche Erleben ist aber sehr stark. Plötzlich macht sie zuerst mehrere heftige Kopfbewegungen, danach auch kräftige Körperbewegungen.
Es scheint, dass sie sich irgendwie befreien möchte, scheint aber steckengeblieben zu sein. Dabei kriegt sie keine Luft. Bei dieser Behandlung bin ich die Haupttherapeutin. Seltsamerweise werde ich von Ronja an ihrem Hals (wo ich an der EZ von Anfang an war) selbst richtig festgehalten. Nach einer Weile fängt ihr rechter Arm an, sich langsam zu bewegen. Gehörig wird Ronja von den Kolleginnen dazu ermutigt, diese Bewegung weiterzuverfolgen. Der Arm in Bewegung (rechter) versucht daraufhin, mich wegzuschieben. Wobei ich aber an der Halsgegend mit ihrem anderen Arm (linken) gleichzeitig festgehalten werde.
Reinszenierung des Traumas
Demzufolge spiele ich offenbar die Rolle der Nabelschnur, die feststeckt, sodass Ronja keine Luft kriegt. Die zweite EZ in der Nabelgegend wird von einer Assistentin behandelt. Zwischendurch verspürt Ronja auch Gefühle von Übelkeit. Diese Situation erstreckt sich über den Grossteil der Behandlung. Es ist wie ein Kampf oder Ringen.
Zum Schluss befreit sich Ronja von der Nabelschnur. Der Prozess geht weiter mit intensiven Ganzkörperbewegungen und einem Zusammenrollen. Gefolgt von einem Aufsetzen und hin und her drehen an der Liege. Immer wieder versucht sie sich auch zu strecken, was von mehreren Therapeuten begleitet wird. Bis es letztendlich zu einer Ganzkörperentspannung kommt. Somit kann es sich hier um ein bildhaftes Beispiel des Erlebens der dritten Geburtsmatrix handeln.
Weiterführung der Matrizen
Zusammenfassung der dritten Matrix
Die III. Grundmatrix, wie sie von Stanislav Grof beschreiben wird, lässt sich nicht nur beim Holotropen Atmen erkennen. Oftmals wird sie auch in Regressionen im Rahmen der CranioSacral-Therapie erfahrbar. Häufig ist es eine Phase während des Geburtsprozesses, welche einem Überlebenskampf gleicht. Offenbar kann sie tiefe psychische Eindrücke hinterlassen, die zumeist ins Unterbewusste verschoben werden. Wie schon erwähnt, können verdeckte Traumen zu nachhaltigen Prägungen führen. Diese wiederum können das Potenzial des Menschen binden und die Individualisierung blockieren.
In der ganzheitlichen Therapie tauchen wir gezielt in erweiterte Bewusstseinszustände. Somit können wir diese Traumen aufdecken und diese transpersonalen Dimensionen nach Blockaden und Prägungen abtasten. Mehr dazu finden Sie in meiner Artikelserie.
Überblick über die perinatalen Matrizen
- Grundlagen der Perinatalen Matrizen
- I. Matrix, «Das Amniotische Universum»
- II. Matrix, «Kosmisches Verschlingen und Ausweglosigkeit»
- III. Matrix, «Kampf vor Tod und Wiedergeburt»
- IIV. Matrix, «Tod und Wiedergeburt»
Fragen zum Thema
- Was sind erweiterte Bewusstseinszustände?
- Wo finde ich Beratung zu ganzheitlichen Verfahren?
- Was ist CranioSacral-Therapie?
- Wie kann ich mich homöopathisch behandeln lassen?
- Kann ich ein Geburtstrauma holistisch behandeln?
- Was ist Holotropes Atmen und wo kann ich es machen?
- Was sind transpersonale Dimensionen des Bewusstseins?
- Wer hat diesen Artikel geschrieben?
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